Donnerstag, 10. Mai 2012

Ettappe Arrarat - Georgien

(erstmal nochmal sorry, aber für großartig formatieren haben wir einfach keine Zeit ;) )

 Der VW und der Kühler.

Wenn man mehr als 3 Ärsche vor einer geöffneten Motorhaube sieht.... großes Problem. Aber was, wenn aus den Dreien plötzlich 7 oder 8 werden? Hier gibt es ein lustiges Phänomen. Sobald eine Motorhaube geöffnet ist, steht schon ein interessierter Türke daneben, fragt, was man tut und sofort weiß er jemanden der helfen kann. Er hat sich das Problem noch nicht mal angehört, aber er kennt jemanden. Und wenn der nicht helfen kann, kennt der wieder jemanden, der jemanden kennt, der eventuell genau das haben könnte, was gebraucht wird, vollkommen egal was es ist. Eine kleine Geschichte zur Beschaffung eines neuen Kühlers....
Murat hatte gesehen, dass 6 Touristen ziemlich aufgeregt um den vorne tropfenden Kühler herumtanzten. Fürsorglich bot er seine Hilfe an. Er kennt einen, der hat eine Werkstatt. Sofort stand ein anderer daneben, stellte sich als Ayden vor und übersetzte. Lustig, denn die meisten, die deutsch sprechen waren schon irgendwo bei uns auf Arbeit, sei es Nürtingen, Bamberg, Berlin oder anderswo. Nach einigen Telefonaten und wildem Handgefuchtel war klar, Murat geht mit unserem Kühler und einem Teammitglied zur Werkstatt, verhandelt den Preis und dann wird der Kühler repariert. Ein zweiter mischt sich ein, bietet einen niedrigeren Preis, das Gespräch geht mehrere Stunden.
Nach einigem Hin und Her und einigen Werkstätten später wurde der Kühler für schrottreif erklärt und uns ein Neuer angeboten. Allerdings zu einem indiskutablen Preis. Nun muss man wissen, dass hier der Handel gelebt wird. Also wird ersteinmal Tee getrunken, geredet, die Familie gezeigt, wobei die Anzahl der Söhne sehr wichtig ist. Dann wird wieder verhandelt. Vielleicht gibt es noch einen Tee und wenn das politisieren begonnen hat, einigt man sich vielleicht auf einen Preis, der für beide Parteien fair ist. (Oft die Hälfte des Anfangsangebotes).

Dieses Prozedere kann Stunde um Stunde gehen und die Abendunterhaltung für sämtliche Familienmitglieder, Opa, Cousin und dem besten Freund dienen. Wer allerdings nicht darauf einsteigen möchte oder nicht kann, da er keine Zeit hat, so muss dieser eben mit dem hohen Preis leben oder eben eine andere Lösung suchen.

Der Zeitfaktor zwang uns dieses Mal leider zu letzterem, denn am nächsten Tag hatten wir eine doch recht aufwendige Aufgabe zu lösen und konnten nicht warten, bis Murat alles gut verhandelt hatte und das Ersatzteil im Laufe des Vormittags wieder liefern wollte. Also haben wir unser Kühlerproblem auf eigene Faust gelöst. Ein Rallyeteam hatte einen Ersatzkühler von einem Passat zur Reserve dabei. Dieser war zwar etwas kleiner als der Originalkühler, hatte jedoch von der Lamellendichte her die größere Oberfläche. Auch waren die Anschlüsse an der richtigen Stelle. Verwegen, wie die Kilometermacher sind, wurde der alte Kühler als Rahmen für den neuen umgestaltet, indem die nun "überflüssigen" Lamellen des alten Kühlers in Form eines Passatkühlers herausgeschnitten wurden. Der kleine Passatkühler wurde dann in den alten eingesetzt. Die beiden Elektrolüfter wurden mit einem kleinen Abstandshalter montiert um die neuen Anschlüsse nicht zu streifen, auch wurde ein Stück für den Entlüftungsschlauf aus der Lüfterkonstruktion herausgesägt. Mit Kabelbindern fixiert hält dieses Teil nun schlaglochfest bis Baku! Ein Herzliches Dankeschön an alle Teilespender und danke für den Applaus.

Ein großes Sorry an die, die wir durch unsere Schrauberaktion über Nacht nicht haben schlafen lassen. Die Steuerung der E-Lüfter wurde mit 2 Kabeln überbrückt und können nun durch einen "Drill-Schalter" (2 Drähte, die vorne einfach kurzgeschlossen werden) aktiviert werden. Ob es hierfür allerdings in Deutschland nochmal Tüv gibt.... die 350 Kilometer Testfahrt bestätigen, dass unsere Konstruktion taugt.

Hammami - modern Tuerkish Bath

Eine interessante Erfahrung durfte Martina hier genießen. Nachdem sie am Morgen bei mehreren Hammans aufgrund ihres Geschlechtes abgelehnt worden war, ergab es sich, dass einer der Betreiber dort so freundlich war, ihr den Weg zu einem Frauen Hamam zu zeigen. In einem kleinen Stadttaxi.... Kilian versuchte mit dem Omega hinter dem Fahrzeug zu bleiben, was auch gelang, auch wenn es (mal wieder) eine kleine Stadtrallye war .
Das es ein Hammam für beide Geschlechter gibt und es nur separate Eingänge hat, ist hier nicht mehr üblich. Hier wird nach Frauen und Männern getrennt und zwar gleich nach Stadtteilen. Interessant zu beobachten, denn das Hamam war ebenso in einer belebten Straße, doch war hier alles für die Frau ausgelegt. Der Friseur, der "Barbier", Hautpflege, Bad, einfach alles. Es gibt alles für beide, man muss nur wissen wo!
Das Haman in Samsun war eines der schönsten, welche Martina je besucht hat. (Und das lag nicht NUR an der extrem gut aussehenden Masseurin, die im schwarzen Neglige dort arbeitete ;) )

Frisch sauber ging es nun wieder auf die Piste in Richtung Trapzon.

Als Aufgabe sollten wir einen Fisch im Schwarzen Meer angeln und diesen einem türkischen Koch geben, der diesen wiegt und für uns zubereitet. Leider war das Seegras uns gewogener als die Fische und als nach 2 Stunden der Haken nun endlich Poseidon als Opfer gebracht worden war, haben wir die Aufgabe mit einem Dosenhering gelöst.

Einen türkischen Koch, der uns das Gewicht ins Road Book eingetragen hatte und den Fisch uns "zubereitete" hatten wir auch gefunden! Nun geht es weiter nach Trapzon, wo ein Fest auf uns wartet.
Parallel wurde wieder an den Motoren geschraubt. Am Renault ist der Gummi der vorderen Motoraufnahme kaputt. Dadurch ist die Position des Motors verrutscht und so stimmt als Folge ebenso die Position der Antriebswelle ebenso nicht und rutscht demnach aus ihrer Aufnahme. (Aufnahme Übersetzung Moment am Getriebe). Nach einigen Überlegungen wurde entschlossen, dass das Weiterfahren so schon noch bis Baku ok sein würde.

Wenn nun also folgendes passiert sollte niemand sich mehr wundern.

WIr fahren im Deierpulk die Schnellstraße entlang, vorne am Bus erkennt man, dass irgendwas auf der Straße liegt und weicht aus.... Kilian reißt das Steuer herum, fährt auf den Standstreifen und rennt aus dem Auto, rennt auf die Straße und kommt Freude strahlend mit der ergatterten Beute zurück.

Ein verlorenen gegangener Spanngurt. "Den Schickt der Himmel, mit dem retten wir Rainers Motor!" ok... herzlichen Dank nach oben an dieser Stelle!

 Am nächsten Morgen hatten wir uns einen kleines Extraausflug gewünscht und waren zum Kloster Sumela gefahren. Die Fahrt dorthin war spannend, führte über Serpentinen zu engen Windungen und über über die Straße fließenden Bäche (die zu durchqueren haben wir inzwischen ja Übung ;) ) Dort in luftigen Höhen konnten wir die Anlage besichtigen. Allein der Weg führte über steile Wurzelgeflechte hinauf zu den Felsen, die Aussicht war gigantisch.
Die Kapelle selbst war in eine Höhle eingelassen und mit Fresken verziert, die in den Jahrhunderten mindestens 4 Mal überarbeitet wurden und nun aus 4 Putzschichten bestehen. Interessant zu sehen waren auch die Wohnanlagen und die aus Stein und Marmor besteheden Räume, welche wohl zum Wohnen an sich gedient hatten.
Bezüglich der Musikinstrumente fanden auch private Sammlungen statt. Die Kilometermacher hatten von der Bürgerwehr der Stadt Dietenheim einige Flöten bekommen. Diese wurden in Schulen und Kinderheimen in der Osttürkei in einem klenen Dorf kurz vor dem Arrarat verteilt.
Das Bild zeigt Uwe und Rainer mit der Musiklehrerin bei der Übergabe.

Abkürzungen....

Der Ararat führte uns zur zweiten freien Schlammrallye, bei ca 5 Grad, teils lag sogar noch Schnee. Doch wo sich der Frost langsam zurückzieht entsteht die schönste Schlammpiste die man sich vorstellen kann! Kurz hatten wir in einem kleinen Bergdorf Halt gemacht, um die Richtung zu erfahren und vor allem ob wir noch richtig sind. (ca 3600 m Höhe)
Wer hier Straßen vermutet, der hat leider Pech, denn was hier oben noch zu finden ist, sind richtige Buckelpisten. So hoppelten wir 6 Kilometermacher mäßig von Serpentine zu Serpentine....

"Langsam find´der Tag sei End... und die Nacht beginnt...."
Spannend, denn das einzige Licht, welches wir noch hatten waren unsere Scheinwerfer und der Mond, wenn die Wolken ihm eine kleine Nische geöffnet hatte. Idyllisch hören wir nur noch das Brummen unserer Motoren oder auch... nichts mehr... abehackte Töne, Schallfragmente aus den umliegenden Tälern... wenn es nicht so kalt wäre, könnte man es durchaus als romantisch bezeichnen ;)

Doch die Idylle wurde schnell wieder unterbrochen. STAU! Hier oben! Und warum? Ein einheimischer LKW sitzt satt im Schlamm fest.... Eben sind alle 4 Räder eingesunken, drumherum stehen 6 Türken, telefonierend, wild mit den Armen gestikulierend, verzweifelt fragen sie, ob wir irgendwie helfen können.
Unsere Fahrzeuge sind jedoch definitiv zu schwach um einen ganzen LKW zu bergen, was uns jedoch nicht davon abgehalten hatte, es zu versuchen. Der Versuch dem Renault war allerdings nicht mit Erfolg gekrönt, doch hatten die Verungglückten etwas für sie tolles gesehen.
Unser Abschleppseil! Diskussion begannen, denn genau so etwas wollten sie haben, zumindest solange bis der gerufene Traktor vom Tal nebenan zu uns kommen würde um den LKW herauszuziehen. sie wollten es sogar eintauschen, dass wir nicht warten bräuchten bis der Traktor da wäre. Doch für uns selbverständlich, das wir dem Traktor noch assistieren.

Der Traktor kam, der LKW wurde befreit und alle waren glücklich. 2 der 6 konnten wir noch ein Stück mitnehmen, dass diese in ihr Heimatdorf gelangten. Kurze Zeit später, es war schon stockdunkel, hatten wir uns selbst fast festgefahren. Rechts und links türmten sich die Schlammberge, aufgestellt durch den Frost, aufgequollen durch das Auftauen. Wenn wir hier versacken, dann stehenehn wir und können auch irgendwie versuchen nach dem Traktor zu telefonieren. (Einfach, denn auf Türkisch bedeutet Traktor auch einfach Traktor ;) )

Doch hatte es der Omega mit einem Heckdrift nach dem 3 ten Anlauf auch geschafft. In der Finsternis suchten wir weiter den Weg nach unten. Nur standen wir danach an einer Gabelung.
Unbeschildert.
Um uns herum nur Dunkelheit.
Nach rechts oder links?

Der Kompass sagte Links = Nordon, rechts gleich Nordosten. Beide Richtungen könnten stimmen, doch wer weiß schon wie weit der Weg genau dieser Richtung noch folgt? Manchmal erscheint der richtige Weg eben doch falsch zu sein, da weniger einladend.... nur wie sollten wir nun lösen, wohin wir fahren, denn nochmal über einen Berg zu tuckern hatten wir bei weiten nun keine Zeit mehr....

 Gut, dass wir ein paar Kilometer hinter uns eine Baustelle gesehen hatten, an welcher noch gearbeitet wurde. Also fuhren 2 der 6 zurück um nach dem Weg nach Kars zu fragen.

die anderen 4 nutzen die Zeit um Brotzeit zu machen.

Mitten auf dem Pass, vor der Gabelung mit Thunfisch, Lyoner und leckerem Türkischen Brot. Nun wissen wir auch, warum jeder uns vor diesem Pass gewarnt hatte, die Aussicht war toll, aber der Arrarat war aufgrund der einbrechenden Dunkelheit leider nicht zu sehen... (WIe weit es überhaupt rechts nach unten ging konnten wir wegen der Dunkelheit nicht sehen, war wohl auch besser so ;)  )

 Nach einigen Serpentinen später hatten wir es dann geschafft.

Kars!

Auf einem Parkplatz mitten in der Stadt konnten wir unser Lager aufschlagen. Auf der Suche nach etwas eßbarem haben wir immerhin einen Tankstellenbesitzer gefunden, der für uns seinen Shop nochmal aufschloss und "die Frau" die Toilette nutzen konnte. Herzlichen Dank an der Stelle!

Dazu hatten wir die Möglichkeit nochmal kühles Bier zu kaufen. Immerhin, nix eßbares, aber trinkbares.

Am nächsten Morgen began die Ettappe mit neuen Informationen zum Grenzübergang in Georgien. Auch bekamen wir den Ort genannt, an welchem wir unsere im Team gebaute Arche in den Fluss setzen durften. Die Bewertung unserer Teamarbeit war positiv, 9 von 10 Punkten! Ob diese nun den Weg bis zum Arrarat schaffen würde, ob diese den Weg der Arche Noah selbst nachfahren würde.... wir hoffen das beste!

Auch hatte der Rest unseres VW Kühlers als Kiel des Botes Verwendung gefunden. Unter Fanfaren ließen wir sie zu Wasser und sie schwamm! Wie weit werden wir hoffentlich bald erfahren, denn unsere Kontaktdaten hatten wir in Form einer Nachricht in einer Zigarrenblechdose hinterlassen. Wir freuen uns auf die Mail!

 Das nächste Ziel ist ein kleiner Grenzübergang nach Georgien bei Türkgözü , welcher extra für uns aufgemacht wird. Wir sind gespannt, wie lange wir warten werden!

Auf dem Weg dahin konnten wir Natur erleben. 4 der 6 Kilometermacher konnten einen echten Braunbären mit Jungem an der Strecke sehen. Leider war der Bär schneller, als der Photo gezückt werden konnte.

Wahnsinn, wie hoch und schnell die springen könnten! Nachdem der Weg doch etwas länger war als geplant, hat der Renault kaum mehr Sprit, der Bus sorgt sich im eine rutschenden Kupplung (wobei die Diagnose derzeit auf quietschenden Keilriemen und einen breiten Stoßdämpfer tippt) und dem Omega geht es prächtig. Georgien soll ein Opel Land sein, vielleicht fühlt er sich schon wie zu Hause ;)

Nach der Grenze wird es schon wieder komisch. Auf uns wartet ein Polizeiauto und anderen Teammitgliedern wird gesagt, dass wir gesammelt werden. Wir wundern uns etwas, denn eigentlich wäre alles in Georgien zur freien Verfügung. Komisch. Erstmal führen die uns zu einer Tankstelle. Irgendwie hoffen alle, dass wir hier bald wieder alleine fahren dürfen, doch ist das bei der Polizeipräsenz wohl kaum möglich. Aber nach der ersten Tankstelle konnten wir sie abschütteln.

Unser erster Kontakt mit den Einheimischen verlief auch recht witzig. Im Hunter Lokal hatten wir uns einmal quer durch die Karte bestellt, doch war Holger der einzigste, der sein Essen nicht bekam. Verwundert haben wir ihm einiges von uns abgegeben, damit er nicht verhungert. Doch am Ende, als wir zahlen wollten, kam die Überraschung... das Hauptgericht! Wir hatten uns durch die Vorspeisen gegessen und er war der einzige, der eine Hauptspeise bestellt hatte. MAhlzeit!

 Auf Empfehlung von einen georgischen Bekannten landeten wir in einer Art Privatpension bei Dodo.

 Heimelig und abgeschottet mit Dusche und vor allem Billig!

Herrlich um nach der Rallye zu entspannen. Ein Geheimtipp, wer als Bagpacker in Georgien seinen Urlaub verbringen möchte.

Bis bald!

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